Designful Strategies

Mehr als ein Duo

Ulrike Grein und Gernot Honsel entwickeln Design strategisch und denken Strategie visuell. Schon vor zwölf Jahren wussten sie, dass sie das gemeinsam gut können. 2013 gründeten sie Markenfels und seitdem verhelfen sie ihren Kunden mit «Designful Strategies» zu mehr Geschäftserfolg.

Jedes Element fügt sich stimmig ins andere: Die Fähigkeiten und Erfahrungen der beiden Geschäftsführer verflechten sich zum Unternehmensprofil von Markenfels, seinen konsequenten Ausdruck findet es in der Einrichtung der auf zwei Stockwerke verteilten Altbau-Büroräumlichkeiten am Zürichberg. Alles ist durchorchestriert. Streng einer Idee folgend, aber mit feiner Zurückhaltung inszeniert. Die wenigen Dekorationsobjekte – sie spielen auf die Wucht des Felsens an, das Fundament, die Weitsicht – wurden mit Bedacht gewählt. «Wir sind ein Denk-Raum und zum Denken braucht man einen freien Blick» erklärt Ulrike Grein. 

Markenfels übersetzt Unternehmensstrategien in Erlebbarkeit nach innen und aussen. Ulrike Grein und Gernot Honsel stehen für die Verbindung von strategischem Denken und visueller Kompetenz. Sie bieten «was klassische Unternehmensberater nicht können und eine Designagentur überfordert», so Honsel. Ihre Kunden erwarten von ihnen «keine fancy cutting edge Kreativlösungen», stellt der Diplomdesigner klar. «Sie wollen strategische Beratung und langfristig durchdachte Designs, die system- und tragfähig sind.» Der Arbeit liegt immer die Frage zugrunde, wie man mit einer Marke den Geschäftserfolg verbessern kann. «Wir machen Unternehmen erfolgreicher mit begehrlichem Design.» Grein, die «von Haus aus Strategin» ist, präzisiert: «Die Marke wird oft reduziert auf einen Namen oder ein Bild. Aber sie bewirkt unglaublich viel. Sie beeinflusst, wie sich eine Organisation aufstellt, wie Abteilungen zusammenarbeiten oder ob man zum Beispiel einen bestimmten Markt erschliesst. Die Auswirkungen von solchen Entscheidungen sind immens.»

Grein: Ordnung finden in komplexen Strukturen 

Wer den Blick offen haben muss für die vielfältigsten Kundensituationen, sollte nicht in einem einzelnen Fachgebiet gefangen sein, findet Grein. Sie absolvierte «sozusagen ein Studium Generale» mit Germanistik, Wirtschaftsinformatik und Sinologie. «Ich suchte immer die Gegensätze und Widersprüche.» Für ihre Abschlussarbeit – die später in eine Dissertation mündete – verband sie einen althochdeutschen Klassiker mit einem völlig fachfremden Thema. Sie betrachtete den Parzival von Wolfram von Eschenbach auf der Basis der Chaostheorie als chaotischen Prozess, der Ordnung findet. «Das war vom Wunsch gesteuert, der mich bis heute umtreibt: Ordnung zu finden in komplexen Strukturen.» Was sie mit Marken mache, sei etwas sehr ähnliches. Während einem Studienjahr in China habe sie ausserdem gelernt, Zeichen nicht vorschnell zu interpretieren. Denn sie bedeuten etwas anderes, wenn ein anderer Code, eine andere Erwartung dahinterstecken. «Auch wenn ich einem Unternehmen begegne, darf ich dieses Verständnis nicht verstellen durch meine Vorurteile.»

Honsel: Vom Bankkaufmann zum Designer 

Honsel war hingegen «eher die künstlerische Ader in die Wiege gelegt worden». Seine Mutter und sein Grossvater seien künstlerisch tätig gewesen, er habe sich von Kindsbeinen an für kreatives Schaffen interessiert und seit seinem zehnten Lebensjahr Zeichenkurse besucht. Nach der Matura befand er aber, dass er ein kaufmännisches Verständnis benötigt, um im künstlerischen Bereich wirklich Fuss zu fassen. Also entschied er sich eine Ausbildung zum Bankkaufmann und leitete anschliessend ein Jahr lang eine Zweigstelle. «Es war eine Vernunftentscheidung, die ich nicht bereue. Man lernt viel über wirtschaftliche Zusammenhänge, Geldflüsse und was den Markt beschäftigt.» Erst danach nahm er sein Studium in Visueller Kommunikation in Angriff. 

Aufeinandertreffen bei Zintzmeyer & Lux 

Grein landete nach dem Studium eher zufällig im Branding. «Durch meine ersten beruflichen Erfahrungen im Finanzbereich schien der Weg zur Analystin vorgezeichnet. Aber ich wollte mich nicht auf eine einzelne Branche beschränken.» Sie entschied sich stattdessen für eine Dissertation und suchte eine begleitende Teilzeitstelle. Auf Empfehlung eines Sinologie-Dozenten fand sie diese bei der Corporate-Identity-Agentur Zintzmeyer und Lux (seit 1996 Teil der internationalen Netzwerkgruppe Interbrand). Angetan von der Vielfalt der Aufgaben rund um Strukturen und Prozesse dauerte es jedoch nicht lange, bis sie «voll drin» war in der Welt der Marken. Honsel schaffte noch während dem Studium den Einstieg als Art Director bei Allcomm. Das Bewusstsein für den Wert der Marke habe sich seitdem erst entwickelt, erinnert er sich. Es habe ihn aber immer fasziniert, dass man vermeintlich banale Produkte mit einer Vorstellung aufladen kann, die sie auf Käuferseite begehrlich machen. «Wohlwissend, dass das Wasser aus dem Brunnen vermutlich das Beste ist, kaufe ich es bei Migros oder Coop. Die Story dahinter, die Verpackung und die Kommunikation schaffen ein Bild im Kopf des Käufers, welches einen Mehrwert für ihn darstellt.» Er interessiert sich für alles, was man anfassen kann: Für Produkte, die man inszenieren und so eine neue Welt bauen kann. Wobei er Autos spannend findet – weil die Vorstellungen und Emotionen eine viel bedeutendere Rolle spielen. «Mein Fixstern am Himmel unter den Unternehmen, die für namhafte Marken tätig waren, war damals Zintzmeyer und Lux in Zürich – da wollte ich hin». Im 1998 wagte er den Sprung.

Gemeinsamer Weg bis zur eigenen Firma 

Zwölf Jahre arbeiteten sie gemeinsam bei Zintzmeyer und Lux, seit 2005 in einer Co-Management-Situation. Eine lange Zeit, vor allem für Grein, die schon 1993 eingestiegen war. Aber «das Gras war nie woanders grüner», begründet sie. Das änderte sich 2011. Ziemlich zeitgleich stellten Honsel und Grein fest, dass sich das Unternehmen in eine andere Richtung als sie selbst entwickelt hatte – und dass die Zeit für eine Neuausrichtung gekommen war. Der entscheidende Anstoss kam von aussen. Als ein Headhunter sie im Doppelpack abwarb, hätten sie noch keine gemeinsamen Pläne gehabt, stellt Grein klar. In den folgenden zwei Jahren haben sie als Co-Geschäftsführer Peter Schmidt Suisse ausgebaut. «Dann merkten wir, dass wir die Verschränkung von Strategie und Design, die wir immer suchten, auch dort nicht verwirklichen konnten.» Nach einem entscheidenden Strategiemeeting beschlossen sie, eine eigene Firma zu gründen. «Nun war klar, dass wir diesen Schritt zusammen gehen wollen. Auch in der gemeinsamen Verantwortung als Geschäftsführer hatten wir uns grossartig ergänzt.»

Schliesslich war da der Reiz, nochmal etwas Neues anzufangen. «Wir sind beide über 50. Diesen Schritt macht man nicht mehr mit 60», konstatiert Honsel. Sie starteten mit der Expertise aus 20 Jahren Branchenerfahrung. «Mit der Gewissheit, dass man sich menschlich gut versteht», fügt er an. «Und fachlich», ergänzt Grein: «Bei uns kommt oft das vier-Augen-Prinzip zum Einsatz, weil wir zu zweit mehr sind als ein Duo. Nach all den Jahren umgeben von Designern verstehe ich genug von Design, um es zu beurteilen. Umgekehrt ist es genauso. Gernot denkt strategisch und führt meine Strategie stets auf den Pfad der Tugend, der Unternehmensrelevanz zurück.»

Beitrag in «Werbewoche» am 14.05.2015

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